Hetzerath setzt dem Rummelwäscher ein Denkmal

Bei der Einweihung des neuen Rummelwäscher-Brunnens feierte Hetzerath ein Kunstwerk, das Geschichte, Tradition und Gemeinschaft verbindet.

Wenn ein Dorf zusammenkommt, um Geschichte lebendig werden zu lassen, dann ist das ein Fest für alle Sinne – und so war es am 6. Juli in Hetzerath. Trotz regnerischem, kühlem Wetter kamen rund 250 Bewohner, Freunde und Gäste zum Haus Daniel, wohin die Gemeinde zur Einweihung des neuen Rummelwäscher-Brunnens eingeladen hatte. Zwischen lebhaften Gesprächen und musikalischen Klängen wurde nicht nur ein Brunnen eingeweiht, sondern auch ein Stück Identität gefeiert.

Haus Daniel – Ein Ort der Begegnung und Hilfe

Das Haus Daniel, auf dessen Hof der neue Brunnen steht, ist weit mehr als nur eine Adresse im Herzen von Hetzerath. Es ist das neue Quartiershaus der Gemeinde, entstanden als innovatives Gemeinschaftsprojekt der Pflegegesellschaft St. Martin Trier gGmbH und der gbt Wohnungsbau und Treuhand AG Trier. Es ist ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Unterstützung. Hier engagiert sich auch der Verein „Helfende Hände Hetzerath“ mit viel Herzblut für Menschen, die Hilfe im Alltag benötigen – sei es durch Nachbarschaftshilfe, gemeinsame Aktivitäten oder soziale Projekte.

Am Tag der Brunnenweihe konnten die Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich von der wertvollen Arbeit des Hauses überzeugen. Während die gbt als Bauherrin den Wohnraum geschaffen hat, sorgt die Pflegegesellschaft St. Martin für die Umsetzung eines modernen Versorgungskonzepts: Das Haus Daniel bietet Tagespflege, einen Nachbarschaftstreff mit Mittagstisch, Wohnungen für Familien und Menschen mit Unterstützungsbedarf sowie zwei ambulant betreute Pflegewohngemeinschaften und ein medizinisches Versorgungszentrum der BBT-Gruppe. Ziel ist es, Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Hilfebedarf ein möglichst selbstbestimmtes Leben im vertrauten sozialen Umfeld zu ermöglichen. Zur Brunneneinweihung waren neben dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Wittlich, Manuel Follmann, auch Sybille Jeschonek vom Vorstand der gbt und Michael Molitor von der Geschäftsführung der Pflegegesellschaft gekommen.

Ein Kunstwerk aus der Region im Namen der Tradition

Der neue Rummelwäscher-Brunnen ist nicht einfach nur ein schönes Schmuckstück. Er erinnert an eine alte Hetzerather Tradition: Früher wuschen die Bauern nach der Ernte gemeinsam die Futterrüben – im Dialekt „Rummel“ genannt – im Roßbach, der damals offen durch das Dorf floss.

Dieses gemeinschaftliche Tun prägte das Dorfleben und gab den Hetzerathern ihren Spitznamen „Rummelwäscher“. Bis 1954 war das Waschen der Rüben im Bach ein fester Bestandteil des dörflichen Alltags. Dann wurde der Roßbach in Rohre gelegt und verschwand unter Bürgersteig und Fahrbahn der Hauptstraße – damit endete die jahrhundertealte Tradition. Der Brunnen hält diese Erinnerungen wach und macht sie für die kommenden Generationen sichtbar.

Ursprünglich sollte der Brunnen von der gbt, dem Investor des Bauprojekts am Haus Daniel, errichtet werden. Als die gbt den Plan jedoch fallen ließ, zeigte die Gemeinde Gemeinschaftsgeist und sprang kurzerhand selbst ein, um das Projekt zu verwirklichen. So wurde der Brunnen nicht nur ein Symbol der Erinnerung, sondern auch des Engagements und Zusammenhalts in Hetzerath.

Der Entwurf für den Brunnen stammt aus der Feder des Gemeinderatsmitglieds Martin Esch. Nach seinen Plänen fertigte die Firma Mulbach aus Bitburg die Skulptur aus Sandstein. Sie zeigt eine Frau und einen Knaben in bäuerlicher Kleidung – eine Szene, wie sie sich früher am Roßbach abgespielt haben könnte. Die Frau hält einen Kescher – das ist ein grobmaschiges Sieb oder ein Korb, der an einem langen Stiel befestigt ist –, in diesem Fall aus Bronze. Zu ihren Füßen liegen ebenfalls in Bronze gearbeitete Rummeln. Beide Figuren stehen auf einem Podest über dem eigentlichen Wasserbassin. Das Betonbecken wurde von der Firma Ewertz aus Hetzerath hergestellt und von Mulbach mit Basaltplatten verkleidet. Das Wasserspiel und die Zuläufe wurden von Ewertz gemeinsam mit Fachfirmen für Elektro und Sanitär konstruiert.

Ein wichtiges Projekt aus der Sicht von Werner Monzel

Ortsbürgermeister Werner Monzel betonte die Bedeutung der Materialauswahl: „Der Materialmix war dem Gemeinderat wichtig. Sandstein und Basalt sind typisch für die Eifel und bilden einen angenehmen farblichen Kontrast. Die Bronze wiederum wirkt sehr hochwertig.“ Der Brunnen ist für Werner Monzel eine Herzensangelegenheit. „Der Brunnen spiegelt ein Stück Kulturgeschichte von Hetzerath und er bereichert das Haus Daniel sehr, weil die Bewohner das Plätschern des Wassers hören und sehen. Das trägt dazu bei, dass sie sich wohlfühlen. Außerdem erinnert der Brunnen an das Handwerk von Vater und Sohn Fritz Rau, weil er an der Stelle steht, wo sich ihr Betrieb befand.“ Mit der feierlichen Einsegnung des Brunnens durch Pater Helmut Revers von den Weißen Vätern aus Trier, einem Mitbruder des 2024 verstorbenen, aus Hetzerath stammenden Pater Rudi Lehnertz, erhielt das Denkmal den Segen.

Gelebte Kulturgeschichte und eine starke Dorfgemeinschaft

Auch in der musikalischen Auswahl schwang die Tradition mit. Passenderweise traten die Rummelwäscher auf, eine Formation unter der Leitung von Thomas Schuh, die in ihrem Namen und ihrer volkstümlichen Musik das kulturgeschichtliche Erbe des Dorfes aufgreift. Modernes Musikrepertoire lieferte anschließend Gitarrist und Sänger „Paddy 54“.

Begleitend zum Ohren- gab es Gaumenschmaus: Die Hetzerather hatten fleißig gebacken und nebenan im Biergarten boten Helmut und Ute Sungen Gegrilltes an. In den Pavillons wurde gelacht, gesungen und angestoßen – auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft von Hetzerath. Die Einnahmen aus dem Fest kommen dem Verein „Helfende Hände Hetzerath“ zugute und stärken so neben all dem Traditionsbewusstsein an diesem Tag wiederum das künftige soziale Miteinander im Dorf.

Text: Sybille Schönhofen

Foto: Corinna Schülter
Foto: Corinna Schülter